28. März 2020 - Orgelmusik aus St. Petri mit geistlichem Impuls

Woche 2

Woche 2:

Improvisation über den Choral EG 372 „Was Gott tut, das ist wohlgetan“

„Hauptsache wir bleiben gesund!“ – Ich weiß gar nicht, wie oft ich diese Antwort schon auf meine Frage „Und, was wünschen Sie sich?“ bekommen habe. Was nützt Erfolg und Reichtum, wenn man krank ist? Auch Covid-19 macht keinen Unterschied, ob jemand arm ist oder reich – es macht uns alle gleich und konfrontiert uns mit den gleichen Ängsten.

Der Dichter Samuel Rodigast (1649-1708) und sein guter Freund, der Kirchenmusiker Severus Gastorius (1646-1682), kannten die Gefahren, die von den in jener Zeit zahlreichen unbesiegbaren Krankheiten ausgingen sicher nur zu gut. Als Gastorius im Jahre 1675 schwer krank darniederlag, bat er Rodigast, ihm doch ein paar Zeilen zu dichten, die ihm angesichts seiner Krankheit und des drohenden Todes ein wenig Trost spenden könnten. Rodigast war zu jener Zeit gerade mal 26 Jahre alt, und es wird ihm sicher nicht leichtgefallen sein, Worte zu finden, die der Angst vor Leid und Tod etwas entgegenhalten können. Ihm kommt ein Gedicht von Michael Altenburg in den Sinn, das mit den Worten beginnt: „Was Gott tut, das ist wohlgetan“. Er ist sich sicher, dass diese Worte das Gottvertrauen seines kranken Freundes genau treffen. Wahren Trost, davon ist er überzeugt, kann man finden, wenn man sich voll und ganz auf Gottes Treue und Beistand verlässt. Und so nimmt er diese Worte und entfaltet in sechs Strophen, die übrigens alle mit diesen Worten beginnen, warum – was auch immer geschieht, wie schlimm die Not und Angst auch sein mag – auf eins immer verlass ist: Gott meint es gut mit uns und wir müssen keine Angst haben.

Besonders schön finde ich, wie Rodigast dabei auf die Situation des kranken Freundes eingeht. Viele Quacksalber gingen damals als vermeintliche Ärzte umher, die den Menschen die abenteuerlichsten und oftmals auch giftige Substanzen verabreichten. Entweder es ging gut oder auch nicht. Rodigast macht seinem Freund Mut. Denn Gott ist nicht irgendein Arzt, der vielleicht nur aufs Geld schielt – er ist ein Arzt, der nur eins im Sinn hat: das Heil seiner Patienten:

Was Gott tut, das ist wohlgetan,
er wird mich wohl bedenken;
er als mein Arzt und Wundermann
wird mir nicht Gift einschenken
für Arzenei;
Gott ist getreu,
drum will ich auf ihn bauen
und seiner Güte trauen.

Das kleine Coronavirus stellt in diesen Tagen auch den größten Arzt vor unglaubliche Probleme. Wir Menschen haben uns so viel zugetraut und müssen nun mit Schrecken erkennen, wie schnell wir doch mit unseren Möglichkeiten am Ende sind. Mit viel Sorgfalt und Geduld werden wir diese Krise – da bin ich gewiss – sicher überwinden. Aber es wird sich nicht vermeiden lassen: Wir werden auch so manchen Schmerz erleiden müssen und am Ende werden die wirtschaftlichen Probleme sicher die sein, die sich noch am leichtesten wieder ausgleichen lassen.

Ich wünsche Ihnen daher, dass auch Sie – was immer auch in den nächsten Wochen noch passieren mag – Trost und Kraft finden mögen in den alten Worten Rodigasts und ebenso zuversichtlich sprechen mögen:

Was Gott tut, das ist wohlgetan,
dabei will ich verbleiben.
Es mag mich auf die raue Bahn
Not, Tod und Elend treiben,
so wird Gott mich
ganz väterlich
in seinen Armen halten;
drum lass ich ihn nur walten.
 

Pastor Michael Glawion

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